Die Haut meines Hauses
Ziegel gehören quasi zur Natur des Menschen. Sie sind eine körperhafte Umhüllung, die Schnittstelle, die Membran zwischen Innen und Außen. Zum einen schützen sie vor Außeneinflüssen wie Sonnenstrahlen, Kälte, Hitze oder Wasser, zum anderen schaffen sie hervorragende Voraussetzungen für die Aufenthaltsqualität der Bewohner im Raum.

Bei Ziegelwänden kommt neben der Barrierefunktion eine weitere Parallele zur menschlichen Haut hinzu: Beide besitzen winzige Poren mit großer Wirkung. Dermatologen empfehlen: Die Haut muss atmen können. Denn nur wenn sie atmen kann – die Poren also nicht verstopft sind und Flüssigkeit wie Talg oder Schweiß nach außen treten kann – kann sie den Wasser- und Wärmehaushalt des Körpers regulieren.
Genau wie die Haut muss auch die Hülle des Hauses gewissermaßen atmen können, um für eine angenehme Temperatur und Feuchtigkeit im Baukörper zu sorgen. Die offenen luftigen Poren im Ziegel entstehen beim Brennvorgang, wenn Wasser austritt und ein feines Kapillarnetz hinterlässt. Verstärkt wird der Effekt durch die Beimischung von kleinen Styroporkügelchen oder Fasern, die im Ofen verbrennen und zusätzliche Poren schaffen.
Die „Wohlfühl-Parameter“
Wann fühlt man sich wohl in seiner eigenen (Wohn-)Haut? Das Empfinden des Raumkomforts hängt von verschiedenen Faktoren ab, vom Geruch, von der Helligkeit und Farben, vom Klang und der Lautstärke. Das Wohlbefinden in Innenräumen ist so wichtig, dass es sogar eine „Behaglichkeitsnorm“ gibt: „Thermische Behaglichkeit ist dann gegeben, wenn der Mensch Lufttemperatur, Luftfeuchte, Luftbewegung und Wärmestrahlung in seiner Umgebung als optimal empfindet und weder wärmere noch kältere, weder trockenere noch feuchtere Raumluft wünscht.“ (vgl. DIN EN ISO 7730)
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die optimale Luftfeuchtigkeit für den Menschen zwischen 40 und 60 Prozent liegt. Zu hohe Luftfeuchtigkeit kann zu Schimmelbildung führen, zu niedrige hat einen negativen Einfluss auf die Gesundheit von Haut und Augen sowie die Immunabwehr.
Die optimale Raumtemperatur ist sehr individuell. Sie wird allgemein zwischen 19 und 26 Grad Celsius definiert – in Schlafräumen eher am unteren Ende der Skala, in Wohnräumen eher über 20 Grad Celsius. In schlecht isolierten Räumen kommt es zu starken Temperaturgefällen zwischen der Raumluft in der Mitte des Raumes und der Raumluft in unmittelbarer Nähe zu Fenstern oder Wänden.
Angenehm temperiert – im Sommer wie im Winter
Die Ziegelbauweise verbindet eine hohe Speichermasse mit einem hohen Wärmeschutz. Im Sommer hält dieses natürliche System die Temperatur im Haus relativ konstant und schützt vor Hitze. Das leistet in dieser Ausprägung kein anderer Baustoff. Ziegel speichert die Wärme, die von außen in Form von Sonnenstrahlen auf ihn trifft, und gibt sie so langsam nach Innen ab, dass sie erst in den kühlen Nachtstunden in den Räumen ankommt.
Die Luft in den Poren des Ziegels reduziert wiederum die Wärmeleitfähigkeit der Wand und sorgt so für eine effiziente Wärmedämmung: Die Heizwärme bleibt im Winter in den Innenräumen und geht nicht nach außen verloren. Das sorgt das ganze Jahr über für eine ausgeglichene Innenraumtemperatur und senkt Kühl- und Heizkosten.

Gesunde Luftfeuchtigkeit
Die Poren im Ziegel sorgen maßgeblich für die Gesundheit des Hauses. Die Kapillarstruktur fungiert als Wasserspeicher. Das heißt, sie nimmt Luftfeuchtigkeit auf und gibt diese bei Bedarf schnell wieder in den Raum ab. Dieser natürliche Ausgleich des Raumklimas verhindert Dauerfeuchte und beugt so der Bildung von Schimmel vor. „Poren im Ziegel begünstigen den Feuchtigkeitsaustausch zwischen innen und außen. Hier ist das Naturprodukt anderen Materialien weit überlegen“, stellt der WWF fest.
Schon während der Bauphase hat die wasserregulierende Porenstruktur des gebrannten Ziegels einen Vorteil gegenüber vergleichbaren Baustoffen: (Regen-)Wasser, das in die unverbauten Steine oder den Rohbau eindringen kann, wird schnell wieder abgegeben. Porosierte Hintermauerziegel haben die schnellste Austrocknungszeit und die geringste Restfeuchte.
Wie bei der Haut bedarf es keinerlei zusätzlicher Technik für diese komplexen Prozesse. Die Eigenschaften stecken bereits in der natürlichen Zusammensetzung. Ganz ohne Chemie schafft der Ziegel eine ausgeglichene, gesunde und schadstoffarme Raumluft.
Weitere Informationen zum Thema können Sie in unserem Interview mit den Bauberatern Bernd Schröder und Christoph Zeller finden.