Bericht | Wanderausstellung des Deutschen Ziegelpreises
26.10.2021 | Gebrannter Ton: ein Werkstoff, der die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet und vor allem in der Architektur seine Spuren hinterlassen hat – und bis heute hinterlässt. Zwei renommierte Preise, die herausragende Architekturprojekte rund um den Ziegel auszeichnen, arbeiten diesmal bei der Präsentation der Siegerprojekte zusammen: Erstmals findet die Wanderausstellung zum Fritz-Höger-Preis 2020 für Backstein-Architektur in Kooperation mit dem Deutschen Ziegelpreis statt. Erste Station war Ende Oktober die MSA | Muenster School of Architecture.

Nachhaltigkeit à la Schlaun
Bei der Ausstellungseröffnung in Münster warf Joachim Thater, Geschäftsführer der August Lücking GmbH, einen Blick auf das wohl bekannteste Bauwerk der Stadt: das fürstbischöfliche Schloss. Er ist sich sicher, dass sein Architekt, Johann Conrad Schlaun, für die 300 Jahre alte Fassade den Preis der Nachhaltigkeit bekommen hätte, denn er baute mit dem Baustoff der Region. Heute beobachtet Tather eine Renaissance dieses Baustoffs, dem Backstein.
Authentizität als Erfolgsfaktor
„Unsere hochtechnischen Zeiten lechzen nach einem authentischen Material.“ Mit dieser Sehnsucht erklärt sich Annette Drosdeck, Architektin und Vertreterin des Bundesverbands der deutschen Ziegelindustrie, das neue Interesse am Backstein. Sie sieht in Wettbewerben, wie dem Deutschen Ziegelpreis oder dem Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur, einen wichtigen Beitrag zur baukulturellen Förderung. Sie schafften Sichtbarkeit für die Möglichkeiten des Bauens anhand von Beispielen „vom Carport bis zum Museumsbau“.
Neuinterpretationen mit Fingerspitzengefühl
Redner Prof. Andreas Quednau von SMAQ Architekten gab dem Publikum einen Einblick in seine Philosophie. Ganz im Sinne des Zeitgeistes legt er seinen Fokus auf die sozialen und ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Um diesen gerecht zu werden, so Quednau, müsse man den alten Text vorsichtig abkratzen, um das vorgefundene Territorium mit neuem Text beschreiben zu können, der zur aktuellen Gegenwart passe. In Transformationen des Bestehenden sieht Quednau eine Chance für Brüche und Passungenauigkeiten, die zum Quell von Spielräumen, gesellschaftlichem Engagement und Experimenten werden können. Er will Zufälliges zulassen, aus dem Mehrwert entstehen kann.
Der volle Hörsaal bewies, dass die Popularität des Baustoffs ungebrochen ist und welche große inspirierende Wirkung die ausgezeichneten Projekte auf die Architekten von morgen haben. Nach Münster folgen als weitere Stationen die Hochschule Bremen und die Technische Universität Berlin.
Die weiteren Ausstellungstermine finden Sie auf der Webseite des Deutschen Ziegelpreises: