Werksinterne Recyclinganlagen
Zur Verantwortung aller herstellenden Unternehmen gehört es, Produkte zu entwickeln, die sich wiederverwerten lassen. Eine Herausforderung in der Ziegelindustrie: die saubere Trennung von Ziegelbruch und Dämmstoffanteil. Daher denken die Hersteller diese Notwendigkeit bereits bei der Produktion mit. Gleichzeitig entwickeln immer mehr Unternehmen eigene Recyclinganlagen. Von der Annahme über die sortenreine Trennung von Ziegel und Füllmaterial bis zur Wiedereingliederung in den Produktionskreislauf ist so der Recyclingprozess an einem Standort gelöst.


Sortierung im Wasserbad
Der Ziegelhersteller Kellerer hat einen speziellen Prozess entwickelt, mit dem das Polystyrol in den Ziegel eingebracht wird, der später dafür sorgt, dass beides komplett recycelfähig ist: Das Polystyrol wird mit Wasserdampf behandelt, dehnt sich aus und hält so fest in den Kammern. Die Recyclinganlage in Oberweikertshofen ist speziell auf diese Ziegelart abgestimmt. Polystyrol besteht zu 98 Prozent aus Luft – im Wasserbad schwimmt es oben, während der schwere Ziegelscherben nach unten sinkt. So ist das Unternehmen in der Lage, Schnittreste der Ziegel zurückzunehmen und den keramischen Ziegelanteil von der Füllung sortenrein zu trennen. Die entstehenden Wertstoffe werden zu hundert Prozent wiederverwertet.
Sortierung durch Windsichtung
Das Unternehmen Leipfinger Bader setzt bei der Trennung von Ziegelbruch und Dämmmaterial in der werksinternen Recyclinganlage auf die so genannte Windsichtung. Diese basiert auf Gravitation, Masse und Zentrifugalkraft. Die vorzerkleinerten Baurestmassen gelangen mit Hilfe einer Separator-Schaufel in einen Windkanal. Dort werden die leichten Dämmstoffpartikel nach oben abgesaugt, während die schweren Ziegelbestandteile nach unten fallen. Der Ziegelbruch wird weiter zerkleinert und in verschiedenen Korngrößen der Wiederverwertung zugeführt. Währenddessen trennt ein Zyklonabscheider den Dämmstoff ab, der anschließend gesiebt wird. Danach kann er wieder in seiner ursprünglichen Funktion eingesetzt werden. Das gilt sowohl für Mineral- als auch für Holzfaserdämmstoffe.
Eine Innovation, die aus dem Recycling von Ziegeln entstanden ist: der Kaltziegel. Die Basis des Kaltziegels bilden sortenreine Ziegelreste in besonders feiner Körnung. Neben den entsprechenden Fraktionen von recyceltem Ziegelbruch aus der Recyclinganlage fallen diese z.B. auch beim Schleifen von Planziegeln an. Versetzt mit einer speziellen Bindemittelmischung werden die Ziegelkörnungen in einem Pressverfahren verfestigt und anschließend bei Raumtemperatur an der Luft getrocknet. Ein Brennvorgang entfällt bei diesem Herstellungsverfahren vollständig. Das Ergebnis ist ein Mauerziegel mit besonders hoher Rohdichte und entsprechend hoher Druckfestigkeit. Dieser Kaltziegel erfüllt alle statischen Anforderungen für tragende Innenwände sowie aufgrund seiner Masse sind auch die erhöhten Schallschutzanforderungen.

